Makrofähigkeit, insbesondere Telemakrofähigkeit der Kameras

Für die Makrofähigkeit gilt der Abbildungsmaßstab abm.

abm = Bildabmessung / Gegenstandsabmessung

Je größer dieser Wert ist, desto besser ist die Makrofähigkeit einer Kamera.
In der Literatur wird davon gesprochen, daß eine Kamera makrofähig ist, wenn der Wert größer als 1/4 ist.

Das gilt für alle Brennweiten, also auch für Tele. Trotzdem ist es angebracht, von Telemakrofähigkeit zu sprechen, weil kleine Gegenstände aus etwas größerer Entfernung aufzunehmen, ein wesentlicher Gebrauchswert einer Kamera ist.

Olympus SH2, ISO 125, Brennweite Kleinbildäquivalent 440 mm

Diese Gebrauchseigenschaft, kleine Gegenstände aus möglichst großen Abständen groß abzubilden, war für mich seinerzeit das wesentliche Argument, die Olympus SH2 zu kaufen. Nicht nur wenn man beim Spaziergang in Vorgärten schöne Blumen sieht und nicht genügend nah heran gehen kann oder das Bücken etwas schwer fällt, sondern auch, wenn es sich um kleine Fluchttiere handelt.

Deshalb habe ich mich damit etwas näher beschäftigt.

Unter Verwendung der Definitionsgleichung für den Abbildungsmaßstab und der Linsengleichung kann man ableiten:

G = B * (g-f) / f     für g >> f

G ≈ B * g / f         mit

G       Gegenstandsabmessung, also bspw. Breite des Gegenstandes,
.         die man  sieht
B       Bildabmessung, also die Chipbreite
f         die Brennweite
g        die Gegenstandsweite, hier der geringste Abstand der Kamera,
.          bei dem noch fokussiert werden kann

Zunächst verbale Interpretation:

die Gegenstandsabmessung, die man sieht, ist proportional der
Chipgröße, d. h. je kleiner der Chip ist, desto kleiner können
Gegenstände groß abgebildet werden.

Die Abhängigkeit von der Gegenstandsweite ist logisch, je weiter man vom Objekt weg ist, desto kleiner wird abgebildet und je näher man ans Objekt gehen kann, desto größer wird abgebildet.

die Gegenstandsabmessung, die man sieht, ist umgekehrt proportional
der Brennweite.

für die Gegenstandsweite ist die Brennweite eine absolute Grenze,
die mit Abstand nicht erreichbar ist.

Ich habe zu der Telemakrofähigkeit viele Tests durchgeführt.
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Kameras hinsichtlich Telemakrofähigkeit.

Canon SX700, optische Brennweite 135 mm, minimaler Abstand, bis zu dem noch fokussiert werden kann 1.4 m, mögliche Bildbreite etwa 94 mm
Panasonic TZ91, optische Brennweite 129 mm, minimaler Abstand, bis zu dem noch fokussiert werden kann 2.0 m, mögliche Bildbreite etwa 100 mm
Olympus SH2, optische Brennweite 108 mm, minimaler Abstand, bis zu dem noch fokussiert werden kann 0.4 m, mögliche Bildbreite etwa 33 mm

Die Unterschiede zwischen der Canon und der Panasonic sind wohl nur so zu erklären, daß die Angabe bzgl. minimal möglichem Abstand von Panasonic großzügig gesehen wird, von Canon eher eng.
Aber, und darauf kommt es mir hier in diesem Beitrag besonders an, die Olympus ist bzgl. Telemakrofähigkeit mit Abstand die Beste.
Bei der Canon und bei der Panasonic versucht man mit zusätzlichen digitalen Zoomvarianten den Unterschied zu verringern, letztlich ersetzt digitaler Zoom aber optischen Zoom nicht.

Ich habe auch einmal einen Vergleich zwischen der Olympus SH2 und einer Nikon D5600 mit Zoomobjektiv Nikkor f/B 18/3.5 bis 105/5.6 durchgeführt, allerdings unter sehr bescheidenen Bedingungen in einem Fotomarkt, in dem mir verschiedene Aufnahmen freundlicherweise gestattet wurden.

Obwohl für das Nikkorobjektiv bei Tele als Mindestabstand 450 mm genannt werden, also etwa wie für die Olympus, ist der Abbildungsmaßstab etwa 3 mal kleiner, d. h. ein bestimmtes Objekt wird 3 mal kleiner abgebildet.
Die Größenunterschiede zwischen den Kameras sind beträchtlich, und die Nikon D5600 ist noch nicht einmal eine Kleinbildkamera.

Nikon D5600, volles Zoom, Minimalabstand 0.45 m
Olympus SH2, volles Zoom, Minimalabstand 0.4 m

Man sieht, daß die Kompaktkamera fast 3 mal so groß abbildet wie die Mittelformatkamera. Die Abschätzungen erheben keinen Anspruch auf Exaktheit, bestätigen aber die Abhängigkeiten in der Tendenz.


Die Superzoomkameras ermöglichen auch eine gute Betätigung im Makrobereich mit verhältnismäßig einfachen Mitteln.
Die Superzoomkameras haben mit ihren kleinen Chips deutliche Vorteile gegenüber Mittelformatkameras und erst recht gegenüber Kleinbildkameras.
Für den Nahbereich ist die Olympus besonders geeignet.